Mittwoch, 3. Oktober 2012

Don't ding-a-ling. Just go to hell.

 


Doppel 1Wo war sie und was hat sie die letzten Monate getrieben? Fragen, die ich euch gleich beantworten werde. Erst einmal "neue" Outfit-Fotos! Die Fotos sind in Petersburg entstanden, nachdem wir mit Oxana in einer traditionellen "Konditerskaja" (Konditorei) waren. Es war ein regnerischer Tag und während wir die Fotos gemacht haben, wurde überflüssigerweise mein billiger und brüchiger H&M-Regenschirm geklaut. Nebensache. Zum Outfit: Das Kleid hab' ich noch zu Au-Pair-Zeiten in England gekauft. Lässt sich auch super mit einem Jeanshemd kombinieren. Die Schuhe hat Oxana mir geliehen, weil meine nass waren. Die Story der Jacke gibt es hier zu lesen. Und den Rucksack hab' ich auf dem Dachboden wieder entdeckt. Aus den 90ern ist er noch!
Wie in jeder Bearbeitungsphase der Fotos hat mich auch diesmal Musik begleitet: Peaches' "Impeach My Bush". Ein wirklich tolles Album, wo es sich reinzuhören lohnt.

Doppel 2
Kleid: Dorothy Perkins, Jeansjacke: G!ina, Schuhe: Zign

Doppel 3

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Ende der Fotovorstellung! Was ist also passiert, dass es nie das versprochene Video der Petersburg-Fotos gab? Eine wirklich lange Geschichte. Viel zu lange, um sie hier ganz zu erzählen, also fasse ich mich kurz. Als ich das das letzte Mal zu jemanden sagte hab' ich einen halben Roman geschrieben, aber ich versuch's! Wer aber keine Lust auf meine Krankengeschichte hat, der liest am besten nicht weiter.
Vor dem Russland-Urlaub bin ich in der Heimat krank geworden (Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Gelenkschmerzen, das volle Programm eben) und dummerweise trotzdem geflogen. Drei Wochen war ich in Omsk. Die erste davon sind wir mit meiner Mutter von einem Arzt zum anderen gelaufen. Nachdem vier Ärzte mich untersucht hatten, konnte immer noch keiner eine richtige Diagnose stellen, also wurden mir fünf verschiedene Medikamente gegen alles Mögliche verschrieben. Auf irgendwelche davon reagierte ich allergisch, alles wurde abgesetzt, das Fieber stieg eines abends auf 39,8, woraufhin meine Mutter einen Krankenwagen rief. Ich bekam eine Spritze und wurde mitgenommen. Im Krankenhaus angekommen kam ein ekeliger Schock nach dem anderen: keine Seife, ein Plumsklo, dreckige Gemeinschaftstoiletten auf dem Gang, Metallbetten mit einer 4 cm Matratze inklusive fleckiger Bettwäsche, Krankenschwestern, die einem gerne mal die Venen durchstechen oder sie gar nicht erst treffen, und Ärzte, die zur Visite ins Zimmer kommen, Sprüche wie "jetzt reicht's hier aber mit dem Kranksein" ablassen und wieder gehen. Eine Woche durfte ich das genießen, wurde zwischendurch verlegt, bekam klugerweise ein Antibiotikum infusiert, woraufhin mein Ausschlag sich verschlimmerte und zusätzlich meine Haut anfing zu jucken. Kortison musste her. Zweimal täglich, dazu noch einen anderen Beutel und eine Spritze. Hallo Junkievenen! Ausschlag und Fieber verschwanden, die Haut juckte weiter und so wurde ich entlassen. Achja: essen durfte ich nur Brei mit Wasser, Reis ohne alles usw. 7 Tage lang. Dritte Woche, wieder bei meiner Oma (die wir dort besucht haben). Da gibt es nicht viel zu erzählen, ich verbrachte jeden Tag zu Hause im Bett, weil alles juckte und ich vor Knieschmerzen nur langsam humpeln konnte. Lediglich am letzten Tag hab' ich's zur Mani- und Pediküre und in ein Einkaufszentrum geschafft. Dann ging es zurück nach Deutschland. Endlich zu einem deutschen Arzt! Jetzt konnte es nur bergauf gehen. Dachte ich. Nach einem Besuch beim Hausarzt, rief dieser mich am nächsten Tag an und verkündete, meine Blutwerte seien so schlecht, dass ich ins Krankenhaus müsste. Anscheinend war irgendwas entzündet und keiner wusste was, denn außer den Gelenkschmerzen und erneutem leichten Fieber hatte ich nichts Auffälliges. Nach einigen Tagen Hin und Her wurde ich im Krankenhaus von einem Rheumaarzt ambulant behandelt, der beschloss, dass ich zu Hause bleiben darf. Zwischen Ultraschall, Lungenröntgen, EKG und regelmäßigen Bluttests pendelte ich von Krankenhaus zu Hausarzt. Nach drei Wochen sagte der Rheumaarzt mir mein LDH-Wert sei dreimal gestiegen und läge nun bei 600 (normal ist bis 250) und wir müssten beim nächsten Mal ein CT und eine Knochenmarkentnahme machen, wenn der Wert nicht wieder sinken würde, weil er sich unter anderem erhöhe, wenn sich im Körper Krebszellen befinden. Ups! Und das sagte er in einem ganz nebensächlichem Ton. Die Angst stieg natürlich, aber eher weniger vor irgendeinem Krebs, sondern vor der Riesenspritze bei der Knochenmarkentnahme. Hachja, Spritzen und ich. Wie ein kleines Kind sitze ich da immer und hab' Angst vor einem kleinen Pieckser. Fragt mich nicht, wie ich drei Tattoos und sieben Piercings geschafft habe! So, das kurze und schnelle Ende: Die Kortisontabletten halfen gegen den Juckreiz und erstaunlicherweise war der LDH-Wert wieder fast normal. Keine weiteren gruseligen Untersuchungen mehr, kein Krebs. Jetzt muss ich nur noch regelmäßig meine Blutwerte untersuchen lassen, aber das war's.
Was habe ich aber zwischen den Arztbesuchen gemacht? Nichts. In einem Loch bin ich versunken oder sowas. Der Gedanke, dass ich ersteinmal drei Wochen meines Lebens krank war und einfach nichts Gescheites gemacht habe, war so deprimierend, dass mir, zurück in Deutschland, jegliche Motivation für alles fehlte. Aus meiner geplanten Hausarbeit ist auch nichts geworden. Es ist was anderes, wenn man zu Hause ist und am Ende des Tages mal denkt "ohje, heute nichts Vernünftiges gemacht", als wenn man selbiges nach so einer langen Zeit feststellt. Und nun fängt übermorgen schon das neue Semester an! Erschreckend.